«Es werde Licht!» oder «Gefräst, gebohrt und auf Hochglanz poliert.»
Von weither sichtbar ist er, der Turm der reformierten Kirche Schinznach-Dorf. Er hebt sich mit seinen gotisch Formen vom tiefblauen Himmel ab, der an diesem kühlen Morgen im März auf wunderbare Weise den herannahenden Frühling erahnen lässt. Die Kirche wurde im Jahr 2006 renoviert. Fritz Huber, der Leuchten-Designer aus Brugg betraute man damals mit der Aufgabe, für eine stimmungsvolle Beleuchtung im Innern zu sorgen. Huber hat vor mehr als 50 Jahren die vierjährige Lehre als technischer Zeichner für Beleuchtungskörper absolviert. Dieser Beruf existiert so schon lange nicht mehr. Er jedoch hat in seinem Leben über 300 Kirchen und Kapellen in der Schweiz – katholische und reformierte - mit neuen Beleuchtungen ausgestattet und sich so den Ruf einer Koryphäe geschaffen.
Für die Umsetzung seiner Idee der feingliedrigen Leuchtkörper, welche für stimmungsvolles Licht in der Kirche sorgen, setzte Fritz Huber auf die Kompetenz von Amsler & Frey AG. "Ich wurde Anfang 2006 vom Architekturbüro Castor Huser – diese sind spezialisiert auf die Restaurierung und Konservierung historischer Bauten nach denkmalpflegerischen Kriterien – zu diesem Projekt hinzugezogen." Gemeinsam mit der aargauischen kantonalen Denkmalpflege hatte man sich in Schinznach-Dorf für eine moderne Beleuchtung entschieden. Die Anforderungen an die Lampen in einer Kirche sind komplex. Fritz Huber: "Das Design muss im Zustand des Tageslichts unauffällig bleiben, denn die Leuchter dürfen den Innenausbau nicht konkurrenzieren. Weiter sollte das Licht freistrahlend – also keine Spots und keine gedeckten Lampen - sein, das erhöht das festliche Ambiente. Aus diesen Gründen schwebte mir eine Konstruktion aus Plexiglas-Körpern und Halogenlampen vor."
Fritz Huber blättert in seiner dicken Aktenmappe und erinnert sich: „Bei dieser Leuchte handelte es sich nicht um ein Standardprodukt. Ich kreierte eine von Grund auf neue Idee, die sowohl vom Design her als auch von der technischen Montage ihre Tücken hatte. In so einem Fall ist es wertvoll, seine Sparringspartner zu kennen und zu wissen, mit wem man das Projekt entwickeln und vorantreiben kann. Zu Thomas Gloor von Amsler & Frey AG hatte ich schon immer einen guten Draht." Fritz Huber klemmte also seine Werkstattzeichnung unter den Arm und unterbreitete Gloor seine Gedanken und Überlegungen. „Thomas verstand sofort, worum es mir ging und worauf ich Wert legte."
In diesem Fall war es der unbedingte Wunsch von Fritz Huber, dass die Plexiglas-Teile möglichst wenig matte Flächen aufweisen. Thomas Gloor, der einerseits den Designanspruch beantworten will, anderseits die technischen Möglichkeiten auszuschöpfen weiss, breitete mögliche Vorgehensszenarien aus. Die Schwierigkeit lag bei den Schnittflächen, den Aussparungen (zum Beispiel dort, wo der Strom auf den Leuchtkörper gebracht wird) sowie bei den feinsten Gewinden für die zierlichen Halogenlampen. Thomas Gloor meint dazu: "Um den Wünschen von Fritz Huber gerecht zu werden, haben wir schliesslich das Material als Halbfabrikat eingekauft und danach an den Teilen gefräst, gebohrt und sie poliert." Es galt, das Zeitfenster im Auge zu behalten, die termingetreue Lieferung war unabdingbar. Denn nachdem die Plexiglas-Sprossen in ihrer Vollkommenheit produziert waren, musste ja noch die ganze Elektrik eingebaut und die Leuchten in der Kirche aufgehängt werden.
Mit einem zufriedenen Blick auf sein Werk, jedoch mit nüchtern-sachlicher Stimme meint Fritz Huber: „Es war ein erhebender Moment, als sie den Kirchenraum das erste Mal in ihr feierliches Licht tauchten." Dann packt er die zahlreichen Pläne, Offerten und Berechnungen in seine Mappe, geht zum Schaltkasten, löscht das Licht im Gotteshaus und schliesst das Portal von einer „seiner" 300 Kirchen hinter sich.
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